Christian Rohlfs

Bad Sooden-Allendorf
1923

Christian Rohlfs, Bad Sooden-Allendorf

Wassertempera auf Bütten

49,6 × 67 cm

Signiert mit dem Monogramm und "23" datiert sowie rückseitig von fremder Hand datiert und "Allendorf" bezeichnet

Aufgenommen in das Christian Rohlfs Archiv unter der Nr. CR 452/09

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Expertise

Prof. Dr. Paul Vogt, Essen

Provenienz

Privatsammlung Österreich; Privatsammlung München

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Christian Rohlfs. Magie der Farben", Düsseldorf 2013
  • Ernst Barlach Haus, "Christian Rohlfs - Magie der Farben", Wedel 2013
  • Schloß Opherdicke, "Christian Rohlfs - Magie der Farben", Holzwickede 2012

Christian Rohlfs zählt zu den wenigen Künstlern, deren Spätwerk sich auch im hohen Alter noch qualitativ zu steigern vermag und sogar als Höhepunkt des gesamten Schaffens bewertet werden muss. »Bad Sooden-Allendorf« entsteht als der Künstler bereits 75 Jahre alt ist. Das große Blatt zeigt die Stadtansicht des hessischen Kurorts, in welchem sich Rohlfs 1923 aufhält. Seit einem Besuch in Soest 1905/06 ist er besonders von kleineren Städten mit alter Bausubstanz fasziniert, da ihr malerischer Charakter ihn zum künstlerischen Schaffen anregt. Wie viele seiner Bilder ist unser Werk in Tempera auf Bütten ausführt, einer Technik, die die Farbigkeit besonders eindrucksvoll hervorhebt, da die Farben noch deckender und intensiver sind als die des Aquarells. Häufig werden die Farben direkt aus der Tube, trocken vermalt. Die Werke entstehen ähnlich einer Leinwandarbeit auf der Staffelei und nicht wie bei Papierarbeiten sonst üblich im liegenden Zustand. Die dargestellte Stadtansicht wird von den Farben Rot und Blau sowie dem hellen Ton des Büttenpapiers dominiert, das der Künstler stellenweise freilässt. Durch die Verwendung des recht dunklen Ultramarinblaus treten die kontrastierenden, hellen Häuserfassaden noch weiter in den Vordergrund. In horizontaler Staffelung und rhythmisch gegliedert verteilen sich die Häuser über das gesamte Papier und erzeugen eine ausgewogene Komposition. Der Horizont ist weit an den oberen Bildrand gerückt und schließt mit einem schmalen, leuchtend blauen Himmelsstreifen. In der linken oberen Ecke ist die Spitze des St.-Marien-Kirchturmes zu erkennen. Rohlfs verwendet freundliche und lebensbejahende Farben, die er mit einem breiten Pinsel aufträgt und später stellenweise wieder unter dem Einsatz von Wasser und einer Bürste auswäscht. Die Fassaden und Dächer konturiert Rohlfs in flinken, schwarzen Strichen. Sie erzeugen Dynamik und geben dem Motiv Halt, Begrenzung und Form. »Unabhängig von der […] Vorzeichnung, die auch später noch vorwiegend mit Blei ausgeführt wird, benutzte Rohlfs nach 1920 gern die Tusch-, zeitweilig auch die Rohrfeder zur Herausarbeitung oder Betonung bestimmter formaler Strukturen. Daneben kommen letztendlich alle Spielarten von der bis zur sparsam gesetzten Pinselkontur bis zur fertigen Komposition vor. In jedem Falle erhalten die Arbeiten dadurch ein zusätzliches zeichnerisch-handschriftliches Element, das die Komposition ebenso auflockert wie dynamisiert.«1 »Bad Sooden-Allendorf« unterstreicht die große Eigenständigkeit des Werks von Christian Rohlfs. Obwohl er mit den damaligen Kunstströmungen vertraut war und dem Expressionismus der Brücke nahesteht, beschreitet er als Einzelgänger – ähnlich wie sein Freund Emil Nolde – stets seinen eigenen künstlerischen Weg. Von einer impressionistischen Freilichtmalerei kommend, befreit sich sein Werk immer mehr von der Darstellung hin zur reinen Farbe und Form und findet so den Weg zum Expressionismus, zu dessen großen Errungenschaften das Spätwerk von Christian Rohlfs gezählt werden muss.

1 Paul Vogt, »Christian Rohlfs – Leben und Werk«, in: Hypo-Kunsthalle München/Von der Heydt-Museum Wuppertal, »Christian Rohlfs 1849-1939«, Ausst.-Kat., München 1996, S. 33.

Über Christian Rohlfs

Christian Rohlfs begann seine künstlerische Laufbahn als Historien- und Landschaftsmaler. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus.

Weitere Werke
Ausstellungen zum Werk