Christian Rohlfs

Canna indica
1932

Christian Rohlfs, Canna indica

Wassertempera auf Bütten

79,5 × 56,7 cm

Signiert mit dem Monogramm und "32" datiert

Aufgenommen in den Nachtrag des Werkverzeichnisses unter der Nr. CR 246/00

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Expertise

Prof. Dr. Paul Vogt, Essen

Provenienz

Privatsammlung Schweiz

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Christian Rohlfs. Magie der Farben", Düsseldorf 2013
  • Ernst Barlach Haus, "Christian Rohlfs - Magie der Farben", Wedel 2013
  • Schloß Opherdicke, "Christian Rohlfs - Magie der Farben", Holzwickede 2012

Blumen, seien es einzelne Blüten, Pflanzen, oder als einem Strauß zusammengefügtes Arrangement, nehmen im Œuvre Christian Rohlfs’ einen wichtigen Platz ein. Ihre subtile Farbigkeit und empfindliche Schönheit bannt der Künstler von Anbeginn seines Schaffens auf Leinwand und Papier. Vor allem in den späten Jahren sind sie ein Hauptmotiv, bei dem er durch seine besondere Mischung aus Wasser- und Pastellfarben ein Höchstmaß an farbiger Ausdruckskraft erreicht. Neben Rosen, Magnolien, Sonnenblumen und Lilien fesselt Rohlfs immer wieder die Canna indica – das tropische Blumenrohrgewächs mit grünen, roten bis rotbraunen Blättern, das von Juni bis Oktober seine herrlichen rot oder gelb gefärbten Blüten zeigt. Unter dem Eindruck der mediterranen Atmosphäre des Tessins, wo er neun Monate des Jahres verbringt, hält Rohlfs diese Pflanze in der ganzen Spannbreite wechselnder Licht- und Farbstimmungen je nach Tageszeit und Wetterlage malerisch fest. So gleicht sich keines der Werke; sie sind nicht einmal Variationen. Denn der dem jeweiligen Bild innewohnende Rhythmus entwickelt sich immer auf eine ganz andere und neue Weise. Aus dieser Motivreihe sticht unser großformatiges Blatt hervor, da in den Arbeiten dieser Zeit nur selten das Rot der Cannablüte so kräftig leuchtet wie hier. Die Blume schiebt sich diagonal in den lichten, vibrierenden Bildraum. Sein stimmungsvoller Farbenstrom wirkt durch die vertikale Ausrichtung sowie durch die prismatische, weitestgehend auf Blau und Orange beschränkte Bündelung wie ein Regen glitzernder Lichtreflexe. Das transparente Kolorit und die zarten Konturen von Pflanzenstiel und -blättern unterbrechen das sich ausdehnende Farbspiel nicht. In ihm eingebunden, setzen sie farbige und malerische Akzente. Die prachtvolle, überwiegend in sattem Farbton gehaltene Blüte hebt sich dagegen von diesem Dialog ab. Beim durchwandernden Schauen des Bildes scheint sie uns einen Ruhepunkt zu bieten. Doch dort angekommen, werden wir mit dem eigenwilligen Rhythmus ihrer nach allen Seiten strebenden Blätter konfrontiert. Er steht im spannungsvollen Kontrast zur Umgebung, mit der einzig das Violett korrespondiert. Und noch ein Moment verbindet die Blüte mit dem übrigen Bildgeschehen: Durch ihre einfache, abstrahierte Darstellungsweise wird sie einem Auflösungsprozeß unterworfen, den wir auch im Übergreifen von Dinglichem und Räumlichem bei der Wiedergabe der anderen Pflanzenteile beobachten können. Gerade durch die Kommunikation zwischen Motiv und Umgebung erhält die Komposition ihre Tiefe und Lebendigkeit. Trotz der Transparenz und Aufhebung des Körperlichen wirkt die Blume nicht substanzlos. Sie behält ihre Präsenz und sinnliche Kraft. Darüber hinaus gewinnt das Motiv sogar aus der ungenauen Darstellung eine gesteigerte Deutlichkeit, da mit der beginnenden Auflösung ein Vorgang der Konzentration, der Verdichtung, einhergeht. Was in unserer Arbeit letztendlich geschildert wird, ist die Erinnerung an eine Canna „ihre Energie, ihr Duft, ihre Vergänglichkeit“, die zugleich auf einen weiterreichenden Zusammenhang verweist, nämlich auf das Farberlebnis im südlichen Licht. Dieses wird ebenso wie die Blume selbst zum Erlebnis. Wenn auch aus der Distanz, so können wir bei der Betrachtung des Werkes Rohlfs Naturerfahrung nachempfinden.

Über Christian Rohlfs

Christian Rohlfs begann seine künstlerische Laufbahn als Historien- und Landschaftsmaler. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus.

Weitere Werke
Ausstellungen zum Werk