Christian Rohlfs

Gelbe Canna auf weißem Grund
1932

Christian Rohlfs, Gelbe Canna auf weißem Grund

Wassertempera auf Bütten

66,5 × 48 cm

Signiert mit dem Monogramm und "32" datiert

Aufgenommen in den Nachtrag des Werkverzeichnisses

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Expertise

Prof. Dr. Paul Vogt, Essen

Provenienz

Privatsammmlung Schweiz

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Christian Rohlfs. Magie der Farben", Düsseldorf 2013
  • Ernst Barlach Haus, "Christian Rohlfs - Magie der Farben", Wedel 2013
  • Schloß Opherdicke, "Christian Rohlfs - Magie der Farben", Holzwickede 2012

Für Christian Rohlfs beginnt 1927 eine neue Werkphase in der Auseinandersetzung mit dem Licht und den atmosphärischen Verhältnissen, die er im schweizerischen Ascona am Lago Maggiore antrifft. Aus gesundheitlichen Gründen verbringt der Künstler hier nun den Großteil des Jahres und schafft sein bedeutendes Spätwerk. Blumenstillleben zählen dabei neben Landschaften zu seinen Hauptthemen. Mit großer Eindringlichkeit schildert Rohlfs das Naturerlebnis, wobei er über den Eindruck des optisch Erfahrbaren weit hinaus geht. Als charakteristisches Beispiel für diese Schaffenszeit steht vor uns im Bild die „Canna“, eine Zierpflanze aus den Sümpfen des tropischen Amerika. Ein einzelner Blütenstiel ragt in das große, hochformatige Blatt. Die Blume neigt ihren leuchtenden, orangegelben Kopf. Lange federnervige Blätter umgeben den Stiel. Das Orangegelb der Blüte wird in seinen unterschiedlichen Tonwerten vom Hintergrund aufgenommen. Die weiße Hintergrundfläche ist über und über mit Tupfen bedeckt in eben diesem Gelb und einem Dunkelblau, das auch punktuell an der Blume auftaucht. Diese beiden Grundfarben Gelb und Blau verbinden sich sodann an Stiel und Blättern zu einem tonigen dumpfen Grün. Die „Canna“ weist deutliche Zeichnungsspuren auf, die der von Licht durchfluteten Farberscheinung eine Struktur verleiht und ihre Form festigt. Die eckige, expressive Formsprache lässt die Blume weniger dekorativ als vielmehr spröde und widerspenstig erscheinen. Die Bewegung ihrer Blätter ist nicht organisch-geschwungen, sondern eher geknickt und gefaltet.

Trotz der Gegenständlichkeit der Darstellung wird die Gebundenheit an das Figürliche ein Stück weit aufgehoben durch die Farbreflexe, die nicht an den Gegenstandsgrenzen Halt machen. Die Farbe markiert dabei einen Zwischenbereich zwischen bloßer Farbqualität und dem zu bezeichnenden Gegenstand. Dabei steht sie zwar für den Gegenstand, aber immer nur hinweisend. Das Körperhafte wird so zur Lichterscheinung und farbiger Atmosphäre. Indem Rohlfs die Farbe weitgehend von ihrer darstellenden und beschreibenden Funktion befreit, betont er ihren Eigenwert auch in rhythmisierender, kompositorischer Hinsicht. Um sie voll zur Wirkung bringen zu können, vermeidet er dabei eine nuancierte Oberflächengestaltung mit feinen Übergängen. Dabei verändern sich auch die Raumbeziehungen. An die Stelle der eigentlichen Perspektive treten farbig strukturierte Flächen. Der Hintergrund der „Canna“ gibt keinen Ort, keinen Raum an. Die Blume steht für sich allein und erhält dadurch etwas Enigmatisch-Zeichenhaftes.

Die Darstellung wird in diesen Arbeiten zum Spiegelbild eines höchst sensiblen Empfindens. Die aufgehobene physische Schwere der in Licht- und Farberscheinungen verblassten Dinge ist sublimiert zur Impression, die die Formen unter dem Einfluss des farbigen Lichts in unreale Szenen verwandelt, welche mit der äußeren Wirklichkeit kaum noch Gemeinsames haben. Um das Gegenständliche in der farbigen Gesamtstimmung aufgehen zu lassen und eine immaterielle Strahlkraft des Lichts erreichen zu können, scheut der Künstler keine technischen Experimente. Er malt auf trockenem Papier, das die Borstenstruktur hervorhebt, und hält das Blatt anschließend unter die Dusche, um gemalte Partien wieder auszubürsten – ein Verfahren, das Rohlfs oft mehrfach wiederholt. Wenn sich dabei die Formen zu sehr auflösen, setzt der Künstler erneut die Kreide zur Konturierung ein. Das technische Verfahren lässt den Entstehungsprozess offen und verweigert die fertige Gestalt des Darzustellenden. Es hält die Formen vielmehr in schwebender Schwerelosigkeit. Somit entziehen sich die flüchtigen Andeutungen einem präzisen Zugriff und rücken in die Sphäre des Ungreifbaren. Jetzt werden die differenzierten Abstufungen der Farbe und das spirituelle Licht zum eigentlichen Thema des Bildes, jetzt deckt sich die visuelle Vorstellung von Kunst vollkommen mit dem Herstellungsprozess des Bildes.

Über Christian Rohlfs

Christian Rohlfs begann seine künstlerische Laufbahn als Historien- und Landschaftsmaler. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus.

Weitere Werke
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