Cornelia Schleime

Ohne Titel (580)
2013

Cornelia Schleime, Ohne Titel (580)

Aquarell und Tusche Bronze

57 × 38 cm

Signiert und datiert sowie rückseitig "580" nummeriert

Ich möchte über neue Werke von Cornelia Schleime informiert werden.

Möchten Sie ein ähnliches Werk verkaufen? Sprechen Sie uns an!

Provenienz

Atelier der Künstlerin

Die vorliegende Arbeit zeigt das Portrait einer schönen jungen Frau im Profil. Ihr Gesicht nimmt einen Großteil des Bildes ein. Detailliert führt die Künstlerin Cornelia Schleime die braunen Haare aus, während sie den unteren Teil des Bildes in raschen und breiten Pinselstrichen mit dünnflüssiger Farbe auslaufen lässt. Es scheint, als würde sich eine der Haarsträhnen wie ein Diadem um die Stirn der Dargestellten legen, deren hoheitsvolle Ausstrahlung derart noch betont wird. Die zarten Beige- und Blautöne lassen ihre Haut wie hauchdünnes Porzellan erscheinen. An vorbeifließendes Gewässer erinnert der untere Teil des Bildes, der von einem zart schimmernden Blaugrün dominiert wird. Durch die hier stark verdünnte Aquarellfarbe scheinen die Haare zu zerfließen und vom Wasser mitgezogen zu werden. Schleimes Malweise erinnert an die Technik des Surrealisten Max Ernst. Bei der sogenannten „Décalcomanie“ wird auf die noch nasse Farbe ein Blatt oder ähnliches gelegt und wieder abgezogen. Die zufällig entstehenden amorphen Strukturen erinnern dabei oft an imaginäre Landschaften. Schleime bearbeitet ihre Zeichnungen auf die gleiche Weise und bietet damit dem Zufall und dem Unterbewussten Raum. Der Entstehungsprozess ihrer Werke ist somit assoziativ und spontan; ihre Aquarelle bekommen etwas Beiläufiges und Leichtes.

Bei unserer Portraitierten meint man in ihrem Haar ein korallenartiges Gebilde zu erkennen. Eine ähnlich assoziative Kraft hat die grüne Form, die dem Mund der Dargestellten entgleitet: Die feinen „Adern“, die sie durchziehen, ähneln den Verästelungen eines Blattes.

Merkwürdig erscheinen in diesem Zusammenhang die Lippen der Gestalt, die das Gebilde nicht halten, sondern es vielmehr ganz

allmählich, wie eine Seifenblase preisgeben. Die Frau bleibt von diesem Vorgang unberührt. Sie scheint von Raum und Zeit entrückt und

unnahbar zu sein. Der neutrale Hintergrund macht eine räumliche Verortung nicht möglich. Charakteristisch für viele Arbeiten Cornelia

Schleimes, bleibt auch bei unserem Aquarell die Darstellung im Ungewissen und Traumhaften. Der Blick des Betrachters wird herausgefordert, die Deutungsmöglichkeiten erscheinen vielfältig.

Die 1953 in Ost-Berlin geborene Künstlerin Cornelia Schleime, die neben zahlreichen Auszeichnungen, wie etwa dem Fred-Thieler-

Preis, auf eine intensive nationale wie internationale Ausstellungstätigkeit zurückblicken kann, zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen deutschen Künstlerinnen. Ihre Werke befinden sich in führenden Museumssammlungen, wie beispielsweise der Sammlung der Gemäldegalerie Neuer Meister in Dresden oder der Sammlung der Berlinischen Galerie. Nach ihrer Übersiedlung in den Westen, ist sie schnell mit ihren ausdruckstarken Ölgemälden von heroischverführerischen Frauen bekannt geworden. Neben der Malerei widmet sich die Künstlerin allerdings auch der Zeichnung und dem Aquarell. Diese Techniken erlauben ihr, im Gegensatz zu ihren materialschweren Gemälden, sensiblere Stimmungen zu vermitteln. Zeichnung ist für Schleime Ausdruck des „Unterbewussten und die reine Poesie“.1) „Ursprünglich, in der Ost-Zeit, kam ich auch eher von der Surrealität her“2), erläutert sie selbst. Indem sie in ihren Arbeiten biographische Bezüge verwebt, gibt Schleime uns Einblicke in ihre Gefühlswelt. Eindeutige Botschaften sucht der Betrachter jedoch vergebens. So entführt die Künstlerin uns auch im vorliegenden Werk in die ihr innewohnende Traumwelt; die Identität und das Gemüt der dargestellten Frau bleiben hier jedoch erneut ganz bewusst ein Rätsel.

Anm.:

1) Cornelia Schleime zit. nach, „Cornelia Schleime. Die Farbe, der Körper, das Anlitz, die Augen“, Ausst.-Kat. Museum Franz Gertsch, Bielefeld 2012, S. 21.

2) Cornelia Schleime zit. nach, „Cornelia Schleime: Love Affairs“, Ausst.-Kat., Kunsthalle Tübingen, München 2008, S. 129.

Über Cornelia Schleime

Cornelia Schleime gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen deutschen Künstlerinnen. Ausdruckstarke Frauenportraits gehören zu ihren bevorzugten Motiven.

Weitere Werke
News zum Werk