Fritz Winter

Schwarze Zeichen
1951

Fritz Winter, Schwarze Zeichen
© VG Bild-Kunst, Bonn

Öl auf Malkarton

50 × 70 cm

Signiert und "51" datiert sowie rückseitig nochmals signiert und betitelt

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Provenienz

Privatsammlung Rheinland

Der 1905 in Altenbögge geborene Fritz Winter zählt zu den wichtigsten Vertretern der abstrakten Kunst der Nachkriegszeit. Seine erste entscheidende künstlerische Prägung erfährt er seit 1927 am Bauhaus in Dessau. Nach Beendigung des Studiums übernimmt er ein Lehramt an der Pädagogischen Akademie in Halle, jedoch wird er durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten stark in seiner künstlerischen Tätigkeit behindert und mit einem Malverbot belegt. Winter versucht sich daraufhin in Dießen am Ammersee einen kleinen Rückzugsort zu schaffen, jedoch zieht man ihn gleich zu Kriegsbeginn für den Militärdienst ein. Von 1945 bis 1949 befindet sich Fritz Winter in russischer Kriegs-gefangenschaft in Sibirien. Nach seiner Freilassung und der Rückkehr nach Dießen stürzt er sich sofort wieder in die künstlerische Tätigkeit. Sein Haus entwickelt sich zu einem lebendigen Treffpunkt für die hiesige Kunstszene. „Der Glaube an die innere Bestimmtheit der Dinge wie auch die darin erschaute Zeitlosigkeit höherer Ordnungen mögen erklären, warum Künstler wie Winter ungebrochen dort anknüpfen konnten, wo Krieg und Gefangenschaft sie herausgerissen hatten. Die Wunden, die das Schicksal zufügte, waren schmerzlich, aber keine solchen, die an die Kunst heranreichten, sie gar infrage gestellt hätten.“1) Noch im Jahr seiner Rückkehr gründet Winter gemeinsam mit Rupprecht Geiger, Willi Baumeister und weiteren Künstlern die Gruppe „ZEN 49“, welche bestrebt ist, die abstrakte Kunst in Deutschland voranzutreiben und dies vor allem auch unter Berücksichtigung des Zeitgeschehens.

1950 lernt Winter in Paris den deutschstämmigen Künstler Hans Hartung kennen. Diese Begegnung wirkt sich prägend für sein weiteres Schaffen aus. Die Improvisation als bildnerisches Gestaltungsmittel rückt in der Folge in Winters Werken stärker in den Vordergrund, so wie dies in dem Gemälde „Schwarze Zeichen“ ersichtlich wird. 1951 entstanden, ist es ein aussagekräftiges Beispiel dieser Schaffensperiode: Vor einem hellen Hintergrund, Winter bezieht den sandfarbenen Ton des Malkartons in die Farbkomposition ein, setzt er in der zweiten Ebene schwammartige, amorphe Farbstrukturen in leuchtenden Blau-, Rot- und Gelbtönen. Im Raum frei schwebend, laufen ihre Konturen fransig aus und vermitteln den Eindruck von heiterer Gelöstheit. In der vordersten Ebene ist die gesamte Bildfläche von den Titel gebenden schwarzen Zeichen überzogen. Deutlich konturiert verleihen sie der Komposition Halt. Trotz ihrer lebendig tänzelnden Ausführung bringen sie – insbesondere aufgrund der undurchdringlichen Schwärze - eine ernsthafte Komponente in das Bildgeschehen hinein. Jedoch mildert Winter diesen Eindruck gleichzeitig wieder, indem er in der rechten oberen Bildhälfte den schwungvollen Pinselzügen eine schwarze Scheibe gegenüberstellt, die durch einen mittig gesetzten roten Punkt akzentuiert wird. Der Kreis, als in sich geschlossene Rundform, symbolisiert für Winter ein Prinzip der Einheit und Geschlossenheit, steht für ein die Energien bündelndes Kraftfeld. Somit fügt Winter den gestischen Strukturen ein bewusst ausgeführtes kompositorisches Element bei, welches zu einer Beruhigung und Erheiterung des Bildgeschehens beiträgt. Denn trotz dieses zunehmend spontanen, ungestümen Impetus verzichtet Winter nicht vollkommen auf ein konzeptionelles Grundgerüst. Dies erklärt sich aus seiner Überzeugung „dass man die eigenen Formäußerungen darzustellen hat, um damit sein Verhältnis zu einer nicht begreifbaren Umwelt greifbar zu machen, neu zu offenbaren.“2) Ein Durchdenken, ein vergeistigtes Reflektieren spricht aus seinen Arbeiten: Die aus dem Inneren zum Ausdruck drängende Imagination, die durch eine spontane Gestik hervorbricht, erfährt wiederum durch das künstlerische Bewusstsein eine regulierende Anordnung. Diese Ambivalenz vollzieht sich eindruckvoll in Winters frühem Nachkriegswerk.

1 Lothar Romain, „Über Fritz Winter“, zitiert in: „Fritz Winter. Zum 80. Geburtstag“, Ausst.-Kat. Städtisches Gustav-Lübcke-Museum Hamm/Fritz-Winter-Haus Ahlen/Heimatmuseum Ahlen, Ahlen 1985, S. 87.

2 Fritz Winter zitiert in: Gabriele Lohberg, „Fritz Winter. Leben und Werk“, München 1986, S. 90.

Über Fritz Winter

Fritz Winter zählte schon zu Lebzeiten zu den bedeutendsten Nachkriegskünstlern Deutschlands. Er entwickelte eine eigenständige, abstrakte Formensprache, die in klassisch ausgewogenen Bildkompositionen stets einen übergeordneten Bezug zur Natur offenbart.

Weitere Werke