Georg Kolbe

Kauernde
1917

Georg Kolbe, Kauernde

Bronze

23,5 cm

Monogrammiert und auf der Plinthe mit dem Gießerstempel "H. Noack Berlin Friedenau" versehen

Auflage Eines von 15 Exemplaren der 1. Auflage, die 1919 von Kunsthändler Ferdinand Möller, Potsdam/Berlin herausgegeben wurde; weitere 3 Güsse bekannt sowie ca. 13 Güsse posthum, um 1920 gegossen; seltener authentischer Guss aus Lebenszeit

Werkkatalog Kolbe-Museum/Berger 1990 Nr. 31

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Expertise

Dr. Ursel Berger, Berlin

Provenienz

Privatsammlung Süddeutschland (1958); Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Literatur
  • Ursel Berger, "Georg Kolbe – Leben und Werk mit dem Katalog der Kolbe-Plastiken im Georg-Kolbe-Museum Berlin", Berlin 1990, Nr. 31
  • Ursel Berger, "Georg Kolbe – Das plastische Werk", in: Weltkunst, 1985, Nr. 4
  • Philipps-Universität Marburg, "Georg Kolbe – 100 Lichtdrucktafeln", Marburg 1931, Nr. 20
  • Georg von Alten, "Georg Kolbe", in: Kunst für Alle, Zeitschriftenartikel, 1922, S. 217
  • Wilhelm R. Valentiner, "Georg Kolbe – Plastik und Zeichnung", München 1922, Nr. 23

Schon früh war klar, dass Georg Kolbe kein Maler werden würde. So genießt er zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn zwar eine Ausbildung zum Maler, doch schnell merkt er, dass seine wahre Bestimmung in der Bildhauerei liegt. Bereits 1899 schafft er erste Skulpturen. Kolbe erlernt seine bildhauerischen Fähigkeiten dabei vor allem unter Anleitung der beiden deutschen Künstler Louis Tuaillon und August Gaul, die er in Rom über den Graphiker Otto Greiner kennengelernt hatte. Insbesondere von Tuaillon wird der 23-Jährige in der praktischen Umsetzung seiner Ideen unterstützt. Der allmähliche Wechsel des künstlerischen Mediums erscheint ihm im Nachhinein wie ein Befreiungsschlag: »Ich hatte gefunden, was ich bisher nicht gesucht hatte: das Körperliche, die Form.«1 1904 stellt insofern ein paradigmatisches Jahr für die Entwicklung von Kolbe dar, als er mit seinem Umzug nach Berlin die Malerei endgültig ad acta legt und fortan ausschließlich plastisch arbeitet. Die Konzentration auf das Motiv der nackten, menschlichen Gestalt soll dabei sein gesamtes Werk prägen und in der Fokussierung auf das Sujet der weiblichen Aktdarstellungen ihren Höhepunkt finden. Nie sollten die Skulpturen in ihrer Form den reinen Selbstzweck erfüllen, sondern zum Ausdruck ihres erdachten Inhalts werden, gar beseelt erscheinen. Auch in der Kleinplastik »Kauernde« widmet sich Georg Kolbe dem zentralen Sujet seines OEuvres: dem weiblichen Akt. Die Kolbe-Expertin Ursel Berger beschreibt die von der Dargestellten ausgehende Ruhe treffend: »Die ›Kauernde‹ zeichnet sich durch einen nahezu symmetrischen Aufbau von großer Klarheit aus. Arme und Unterschenkel stehen in rechtem Winkel zueinander und bilden ein auf die Spitze gestelltes Quadrat. Dennoch wirkt die Figur nicht konstruiert; durch den nach hinten geworfenen Kopf mit den geschlossenen Augen und dem gespannten Gesichtsausdruck vermittelt sie einen für Kolbes Werke typischen Stimmungsgehalt.«2 Dieser wird bei der »Kauernden « nochmals unterstützt durch die sehr glatte Oberfläche, die das Licht reflektiert und die Körperlichkeit der Darstellung betont. Die symmetrische runde Komposition lädt ferner zum Umrunden und Betrachten der Figur von allen Seiten ein. Unsere Plastik ist 1917, also während des 1. Weltkrieges, entstanden. Kurze Zeit später wird der Künstler eingezogen und nach Istanbul versetzt, wo sein Freund Richard von Kühlmann als Botschafter tätig ist; durch dessen Fürsprache bleibt Kolbe aber glücklicherweise vom aktiven Kriegsdienst verschont.

1 Carl Dietrich Carls: »Atelierbesuch bei Georg Kobe 1937«, in: Ursel Berger, »Georg Kolbe– Leben und Werk mit dem Katalog der Kolbe-Plastiken im Georg-Kolbe-Museum Berlin«, Berlin 1990, S. 193.

2 Ursel Berger, »Georg Kolbe – Leben und Werk. Mit dem Katalog der Kolbe-Plastiken im Georg-Kolbe-Museum«, Berlin 1990, S. 239.

Über Georg Kolbe

Georg Kolbe war ein bedeutender Bildhauer der Moderne. Das Thema Tanz bestimmt seine sinnlichen, wundervoll bewegten Figuren, die international gesammelt werden.

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