Hans Purrmann

Villino della Pera in der Via Senese
1940

Hans Purrmann, Villino della Pera in der Via Senese
© VG Bild-Kunst, Bonn

Öl auf Leinwand

80 × 100 cm

Signiert

Werkverzeichnis Lenz/Billeter 2004 Nr. 1940/02

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Provenienz

Sammlung de Angelis, Mailand; Galerie Vömel, Düsseldorf (1960); Privatsammlung Süddeutschland

Ausstellungen
  • Villa Romana Salone, Florenz 1995
  • Haus der Kunst, "Hans Purrmann", München 1962
Literatur
  • Christian Lenz/Felix Billeter, "Hans Purrmann. Die Gemälde 1935-1966. Werkverzeichnis", Bd. II, München 2004, Nr. 1940/02
  • Haus der Kunst München, "Hans Purrmann", München, 1962, Kat. 65, Nr. 29

Die Entwicklungen in Deutschland seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in den frühen dreißiger Jahren bringen Purrmann, dessen Kunst fortan als entartet gilt, in große Bedrängnis: Ausstellungen sind nahezu unmöglich, der Verkauf seiner Bilder wird ihm untersagt. Dadurch der Lebensgrundlage beraubt, sieht er sich gezwungen, sein Heimatland erneut zu verlassen. 1935 übernimmt Purrmann daher die ehrenamtliche Leitung der Villa Romana in Florenz, jenes 1905 von Max Klinger und dem Deutschen Künstlerbund gestiftete Atelierhaus, welches, als staatlich unabhängige Wirkungsstätte, ein Forum für deutsche Künstler in Florenz darstellt.1 »Damit komme ich aus Berlin und dem fruchtlosen Streit. […] Dann sind wir wieder freie Menschen wie früher und können unbesorgt über Kunst und Leben reden, die Sache von außen ansehen«2, begreift Purrmann den Ortswechsel als einzige Chance seine künstlerische Arbeit fortzusetzen. Ganz so frei und unbeschwert, wie gedacht, gestaltet sich das Leben für den Künstler zwar auch in Italien nicht – während eines Florenz-Aufenthaltes von Hitler, wird Purrmann kurzeitig in Schutzhaft genommen und ins Gefängnis gesteckt – , dennoch bekommt er hier eine Wohnung und ein Atelier zur Verfügung gestellt, wo er sich seiner Kunst widmen kann.

Nur wenige Schritte von seiner neuen Wohnstätte, der Villa Romana entfernt, liegt an der Via Senese die kleine Villa della Pera, die Purrmann in unserem Gemälde aus dem Jahre 1940 zum Bildgegenstand wählt. In einer leichten Steigung führt im Vorder-grund eine angeschnitten dargestellte Straße entlang zweier Gebäude. Stattlich thront die Villa della Pera mit dem angrenzenden Wirtschafthaus von Palmen und Laubbäumen umgeben auf einer kleinen Anhöhe. Während der Palazzo einen verschlossen Eindruck vermittelt – nur ein einzelnes Fenster ist geöffnet und weist damit auf Bewohner hin –, ist die Straße von mehreren Menschen bevölkert. Im Schatten der das Grundstück eingrenzenden Steinmauer gehen sie beschwingten Schrittes die Straße entlang. Das festliche und an den Lokalfarben orientierte Kolorit fängt das warme Licht der Stadt in der Toskana ein: Unter dem strahlend blauen Himmel, an dem nur einzelne kleine Schleierwolken vorüber ziehen, breitet sich die südländische Stadtszenerie in ihrer lebendigen, schillernden Farbenpracht aus.

Purrmann ist ein sensitiver und am Visuellen orientierte Künstler, er malt das, was er sieht und empfindet: »Sie werden niemals finden, dass ich gegen die abstrakte Malerei bin. Ich habe sehr viel davon gelernt, aber selber suche ich das Gelernte vor der Natur zu intensivieren. Ich habe leider meine Grenzen, und die Malerei ist eine verteufelte Sache. Das Bild muss eine Ordnung repräsentieren. Die Grenze zwischen Natur und Bild zu finden ist das wichtigste. [...] Die Arbeit ist es, die Zeugnis davon ablegt, was einer gefühlt hat.«3 Purrmanns Bilder sind daher keine Abbilder des Gesehenen, sondern immer auch Ausdruck eines prägenden Erlebnisses.

1 Vgl. Christian Lenz / Felix Billeter (Hg.): »Hans Purrmann. die Gemälde 1895 – 1934«, Bd.I, München 2004, S. 70ff.

2 Hans Purrmann in einem Brief an Heinz Braune, 23. Juli 1935, rezitiert in: Eduard Hindelang (Hg.), »Hans Purrmann. Zum 100. Geburtstag«,Ausst.-Kat., Museum Langenargen, Langenargen 1980, S. 70.3 Hans Purrmann, zitiert in: Hindelang, S. 202

Über Hans Purrmann

Der aus Speyer stammende Maler Hans Purmann fand über die Anregungen der französischen Avantgarde zu einer ganz individuellen Form der Malerei, die sich durch einen Umgang mit möglichst unvermischten Farben kennzeichnet.

Weitere Werke