Martin & Brigitte Matschinsky-Denninghoff, Station II
© Martin Matschinsky-Denninghoff

Messing und Zinn auf Schiefersockel

24,5 × 27 × 28 cm | 9 2/3 × 10 2/3 × 11 in

Auf der Unterseite Monogrammiert und "87" datiert

Auflage Unikat

Werkverzeichnis Költzsch 1992 Nr. 548

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Provenienz

Sammlung North American Cerutti Corporation, Wisconsin (seit 1989)

Ausstellungen
  • Galerie Birgit Waller, Haus Lesmona, Bremen 1989
  • Galerie Lopes, "Matschinsky-Denninghoff", Zürich 1989
  • Galerie Kö 24, "Matschinsky-Denninghoff", Hannover 1988
Literatur
  • Georg W. Költzsch/Annette Schwarz (Hg.), "Matschinsky-Denninghoff. Monographie und Werkverzeichnis der Skulpturen", Köln 1992, Nr. 548

»So geben wir der Skulptur die Linie als Richtungsweiser zurück und erklären damit die Tiefe zur einzigen Raumform.«1 Seit Ende der 1950er Jahre ist in Design, Architektur und Skulptur eine neu gefundene Leichtigkeit im stilistischen Aufbau und Ausdruck zu konstatieren. Besonders die Skulptur erfährt eine Neuerung, die unter anderem auf den durch die Gebrüder Naum Gabo und Antoine Pevsner geprägten Konstruktivismus zurückzuführen ist. Bereits 1920 formulierten Gabo und Pevsner eine für die nach dem Zweiten Weltkrieg unmittelbar nachfolgende Bildhauergeneration bedeutende Schrift »Das Realistische Manifest«, die in fünf Punkten das Selbst­verständnis von Skulptur und Plastik neu definieren sollte. Raum und Zeit werden zu Maßstäben der Kunst erklärt und als Gegenspieler des Geschwindigkeits­fetisches im Futurismus berufen. Die Materialität des Stoffes soll ganz und gar in seiner Ursprünglichkeit ohne Zutun von Farbe erscheinen und in der Umgebung be­stehen. Dabei könnte kein anderes Element besser zur Verdeutlichung statischer Kräfte, Bewegung und Rhythmik ohne Volumen im dreidimensionalem Raum fungieren, als die Linie.2

Eine künstlerische Orientierung an dem »Realistischen Manifest« und der neuen Leichtigkeit der 1950er Jahre ist bei den Plastiken Martin und Brigitte Matschinsky-Denninghoffs nicht von der Hand zu weisen. Die dynamisch aufgelösten, plastischen Körper unterliegen stets einer über die Jahre hinweg gefestigten, technischen wie formalästhetischen Gesetz- bzw. Regelmäßigkeit. Sie bilden eigene Räume, in denen sie sich entfalten und mit denen sie gleichsam eine unauflösbare Symbiose einzugehen scheinen. Seit 1955, dem Jahr der Künstlerhochzeit, eröffnen die aus Linie, Stab und Röhre zusammengesetzten Metallskulpturen eindringliche Durchblicke und be­wegte Ansichten. Seit Ende der 1960er Jahre bestehen die Plastiken nicht mehr nur aus vertikalen und/oder horizontalen Stäben, die zu dynamischen Platten oder organischen Rohren werden. Auch die Diagonale kommt als Linie hinzu. In unserem Werk »Station II« ergibt der senkrechte Stab einen Gegensatz, um die organische Bewegtheit des sich winden Rohres zu verstärken. Reich an komplexen Ideen und künstlerischen wie geistigen Einflüssen, formieren sich die Eheleute erst 1970 öffentlich zu dem heute allseits bekannten Duo Matschinsky-Denninghoff, deren industrieller Stil zur unverkennbaren Handschrift wurde. Durch den aufsteigenden Aufbau der Raumgrafiken von unten nach oben, entsteht eine Dynamik, die Bewegung und Wachstum suggeriert. Mit Titelgebungen wie »Station II«, »Regenbaum II«, »Kleiner Herkules« oder »Botschaft« intendiert das Künstlerduo zudem eine bewusste Lenkung der Imagination, die immerzu zur Ge­genständlichkeit verleitet und bannt so den Betrachter in einen spannungsvollen Austausch mit der ästhetisch sichtbar gemachten Widersprüchlichkeit zwischen Offen- und Geschlossenheit, Gravitation und Schwerelosigkeit.

  1. Naum Gabo/Antoine Pevsner, »Das Realistische Manifest«, Moskau 1920, S. 203-204.

  2. Vgl. ebd.

Über Martin & Brigitte Matschinsky-Denninghoff

Das Künstlerpaar Martin & Brigitte Matschinsky-Denninghof wurde bekannt mit ihren der Leichtigkeit verpflichteten Skulpturen. Ihre Arbeiten wirken wie Zeichnungen im Raum, die die ästhetisch sichtbar gemachten Widersprüchlichkeiten zwischen Gravitation und Schwerelosigkeit exemplarisch darstellen.

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