Max Liebermann

Allee in Sakrow
ca. 1924

Max Liebermann, Allee in Sakrow

Pastell auf Papier

23,2 × 29,7 cm

Signiert

Aufgenommen in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Pastelle, Aquarelle und Gouachen Max Liebermanns von Drs. Margreet E. Nouwen

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Expertise

Drs. Margreet E. Nouwen, Berlin

Provenienz

Privatsammlung Süddeutschland

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Max Liebermann. Gemälde, Pastelle, Zeichnungen, Druckgraphiken", Düsseldorf 2012
  • Galerie Ludorff, "Max Liebermann und Lesser Ury", Düsseldorf 2002

Unter den Landschaftsdarstellungen ist die Allee ein bedeutendes Motiv im Œuvre Max Liebermanns. Kein anderer Künstler wendet sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit solchem Nachdruck diesem Thema zu wie er. Auch in den späten Schaffensjahren, als er sich in seinem Landsitz am Wannsee zurückzieht und sich vornehmlich auf Portraits und Gartenansichten konzentriert, kann er sich dem Zauber der Park- und Waldwege nicht entziehen. Immer wieder malt er die Alleen des Tiergartens, der eigenen Garten-anlage und die Allee in Sakrow bei Potsdam. Letztere zählt 1924 zweifellos zu seinen Lieblingsmotiven, denn er hält sie in drei Gemälden fest.1) Als Vorbereitung zu diesen Werken fertigt er neben dem hier gezeigten Blatt zwei weitere Pastelle an.2) Zudem bearbeitet er das Thema noch einmal in einer Lithographie.3)

Innerhalb der Beschäftigung mit dem Motiv stellen die Kreide-studien Ausdrucksvariationen der in Öl gemalten Fassungen dar. Abweichend von diesen verzichtet Liebermann bei den Pastellen auf die Darstellung der zwei Reiter, und damit auf ein anekdotisches Moment. Vielmehr konzentriert er sich, wie bei unserer Arbeit, ganz auf die Wiedergabe seines Natureindrucks: Unver-mittelt öffnet sich in dem gewagten Bildausschnitt der Blick auf die sich in der Ferne perspektivisch verkürzende Gasse mit hoch aufragenden Bäumen. Deren dichtes grünes Laubwerk bildet einen Körper, durch den sich doch hier und da die gelben Sonnenstrahlen einen Weg bahnen und bunte Reflexe auf dem Boden hinterlassen. Auf äußerst subtile Weise fängt Liebermann in dieser Impression eines stillen Augenblicks die atmosphärische Wirkung ein und gibt die Tiefe und Durchsichtigkeit des Raumes unter den massigen Baumkronen wieder. Dabei drängt er die Darstellung von Einzelheiten zugunsten der Gesamtwirkung zurück – alles ist erfüllt vom flimmernden Sonnenlicht, mehr noch, das Bild ist gemaltes Licht. Dies ist beinahe wörtlich zu nehmen, denn Liebermann trägt virtuos die dicht gesetzten Kreidestriche auf; er „verwebt“ sie derart, dass Formen und Kurven, die man der Komposition unterlegen mag, fast in abstrakter Weise zusammengefügt sind. Licht, Schatten, Reflexe und farbliche Atmosphäre, das sind die Elemente, die der Künstler poesievoll miteinander verschränkt. Und es gelingt ihm, den Ausdruck dieser lyrischen Naturbetrachtung so stark zu intensivieren, dass man meinen möchte, das Schwirren des Lichtes hören zu können. Darüber hinaus steigert Liebermann das Motiv ins Erhabene, beinahe schon ins Sakrale. So erinnern die hohen Baumarkaden, das gewölbeartige Laubdach und die tiefe Flucht des Weges an die überwältigenden Hallen gotischer Kathedralbauten. Keine menschliche Gestalt gibt hier Propor-tionsverhältnisse an, so dass die Ausmaße des „Schattensaals“ nicht nachvollziehbar sind. Anders als bei seinen Alleeansichten mit Spaziergängern, Reitern, Kutschen und Automobilen schildert Liebermann hier keinen sonntäglichen Müßiggang. Was er zu Papier bringt, ist seine ganz persönliche Begegnung mit der Natur, und er tut dies aus dem Bedürfnis heraus, das Wunderbare ausdrucksvoll zur Geltung zu bringen.

Anm.:

1) Vgl. Matthias Eberle, „Max Liebermann 1847–1935 – Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien“, Bd II, 1900–1930, München1996, Nr. 1924/39-41.

2) Vgl. Hans Rosenhagen, „Max Liebermann“, Bielefeld/ Leipzig 1927, Abb. 72; Hella Robels, „Katalog ausgewählter Handzeichnungen und Aquarelle im Wallraf-Richartz-Museum“, Köln 1967, S. 74, Abb. 75.

3) Vgl. Siegrid Achenbach, ”Die Druckgraphik Max Liebermanns“, (Dissertation) Heidelberg 1974, Nr. 88.

Über Max Liebermann

Als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Impressionismus sind Max Liebermanns Genreszenen, Gartenbilder und Landschaften in großen Museen vertreten.

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