Heinrich Nauen

Grabender Bauer
1908

Heinrich Nauen, Grabender Bauer

Öl auf Leinwand

70 × 60 cm

Rückseitig signiert, datiert und "W.K.2.II." beschriftet

Werkverzeichnis Malcomess/Drenker-Nagels 1996 Nr. 267

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Provenienz

Atelier des Künstlers; Privatsammlung Walter Kaesbach; Stadtmuseum Mönchengladbach (seit 1922); 1937 Beschlagnahme durch die Nationalsozialisten im Zuge der Aktion „Entartete Kunst“; Bernhard Boehmer, Güstrow; Privatsammlung Niedersachsen

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Meisterwerke", Düsseldorf 2020
  • Städel Museum Frankfurt, "Van Gogh und Deutschland", Frankfurt 2019
  • Clemens-Sels-Museum, "Ihrer Zeit voraus! Heinrich Campendonk, Heinrich Nauen, Johan Thorn Prikker", Neuss 2018
  • LWL- Museum für Kunst und Kultur, "Wilhelm Morgner und die Moderne", Münster 2015/2016
  • Galerie Ludorff, "40 Jahre 40 Meisterwerke", Düsseldorf 2015
  • Galerie Ludorff, "Meisterwerke des Expressionismus", Düsseldorf 2011/2012
  • Stiftung Dr. Walter Kaesbach im Karl-Brandts-Haus Mönchengladbach, "Bilder, Aquarelle, Zeichnungen. Campendonk, Feininger, Heckel, Kirchner, Lehmbruck, Macke, Müller, Nauen, Nolde, Pechstein, Rohlfs, Schmidt-Rottluff", Mönchengladbach 1928
  • Städtisches Museum Mönchengladbach, "Bilder, Aquarelle und Zeichnungen. Rohlfs, Nauen, Feininger, Heckel, Nolde im Städtischen Museum Mönchengladbach", Mönchengladbach 1922
  • Galerie Alfred Flechtheim, "Erste Kollektivausstellung. Heinrich Nauen", Düsseldorf 1914
  • Städtische Ausstellungshalle am Aachener Tor, "Internationale Kunstausstellung des Sonderbundes Westdeutscher Kunstfreunde zu Cöln", Köln 1912
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Meisterwerke", Düsseldorf 2020, S. 82
  • Alexander Eiling u. Felix Krämer (Hg.), "MAKING VAN GOGH. Geschichte einer deutschen Liebe", Ausst.-Kat. Städel Museum, Frankfurt am Main 2019, S. 213
  • Uta Husmeier-Schirlitz (Hg.), "Ihrer Zeit voraus! Heinrich Campendonk, Heinrich Nauen, Johan Thorn Prikker", Ausst.-Kat. Clemens-Sels Museum Neuss, Dresden 2018, S. 244
  • Angelika Wesenberg (Hg.): "Impressionismus – Expressionismus. Kunstwende.", Ausst.-Kat. Alte Nationalgalerie, Berlin 2015, S. 63
  • LWL- Museum für Kunst und Kultur, Hermann Anold (Hg.), "Wilhelm Morgner und die Moderne", Ausst.-Kat., Köln 2015, S. 99
  • Barbara Schaefer (Hg.), "1912 Mission Moderne. Die Jahrhundertschau des Sonderbundes", Ausst.-Kat. Wallraf-Richartz-Museum, Köln 2012, S. 484
  • Fritz Malcomess/Klara Drenker-Nagles, "Heinrich Nauen, 1880-1940: Monographie und Werkverzeichnis", Köln 1996, Nr. 267
  • Städtisches Kunstmuseum Bonn/Kaiser Wilhelm Museum Krefeld/Von der Heydt-Museum Wuppertal, "Die Rheinischen Expressionisten. August Macke und seine Malerfreunde", Ausst.-Kat., Recklinghausen 1979, S. 36
  • Albert Braun, "Heinrich Nauen – der Maler des Niederrheins"; in: Die Heimat, 42/1971, S. 43
  • Franz Roh, "Entartete Kunst. Kunstbarbarei im dritten Reich", Hannover 1962, S. 228
  • Städtisches Museum Mönchengladbach, "Oskar-Kühlen-Stiftung. Bestandskatalog II. Heinrich Nauen. Mit einem Beitrag über Dr. Walter Kaesbach und seine Stiftung", Mönchengladbach 1958, K 31
  • Stiftung Dr. Walter Kaesbach im Karl-Brandts-Haus Mönchengladbach, "Bilder, Aquarelle, Zeichnungen. Campendonk, Feininger, Heckel, Kirchner, Lehmbruck, Macke, Müller, Nauen, Nolde, Pechstein, Rohlfs, Schmidt-Rottluff", Ausst.-Kat., Mönchengladbach 1928, S. 20
  • Paul Brandt, "Schaffende Arbeit und bildende Kunst. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart", Leipzig 1927, S. 318
  • Max Creuz, "Heinrich Nauen", Mönchengladbach 1926, S. 16
  • Dr. P. J. C., "Mönchengladbach. Walter Kaesbachstiftung", in: Hellweg, 2/1922, S. 988
  • Edwin Suermondt, "Heinrich Nauen", in: Der Cicerone, 14/1922, S. 61
  • Edwin Suermondt, "Heinrich Nauen.", (Junge Kunst Bd. 29), Leipzig 1922, S. 6
  • Edwin Suermondt, "Heinrich Nauen", in: Jahrbuch der Jungen Kunst, 3/1922, S. 93
  • Städtisches Museum Mönchengladbach, "Bilder, Aquarelle und Zeichnungen. Rohlfs, Nauen, Feininger, Heckel, Nolde im Städtischen Museum Mönchengladbach", Ausst.-Kat., Mönchengladbach 1922, S. 13, Nr. 39
  • Galerie Alfred Flechtheim, "Erste Kollektivausstellung. Heinrich Nauen", Ausst.-Kat., Düsseldorf 1914, S. 8, Nr. 8a
  • Städtische Ausstellungshalle am Aachener Tor, "Internationale Kunstausstellung des Sonderbundes Westdeutscher Kunstfreunde zu Cöln", Ausst.-Kat., Köln 1912, S. 62, Nr. 464
  • Hermann von Wedderkop, "Führer zur Sonderbundausstellung 1912", Köln 1912, S. 67

Tief über seinen Spaten beugt sich die derbe Gestalt des mühevoll und dennoch kraftvoll grabenden Bauern in einer Feldlandschaft. Deren Horizont reicht fast bis an den oberen Bildrand, so dass die monumentale Figur des Grabenden förmlich von ihr umschlossen ist und durch die unruhig bewegte, pastose Struktur des kräftigen Pinselduktus gleichsam mit ihr verwoben zu sein scheint. Die Landschaft und der arbeitende Mensch in ihr, als Teil der Landschaft, grabend, säend und erntend, in unmittelbarer Verbindung mit der Natur, den ewigen Lebenskreislauf von Werden und Vergehen symbolisierend, das war ein Thema, das Heinrich Nauen schon früh und immer wieder beschäftigen sollte.

Auf der Suche nach neuen bildnerischen Ausdrucksmöglichkeiten, die seiner Zeit und seinen Empfindungen entsprachen, hatte sich Nauen nach seiner akademischen Ausbildung in München und Karlsruhe zunächst in die ländliche Abgeschiedenheit der Natur zurückgezogen, um sich, wie so viele junge ambitionierte Künstler in Deutschland damals, vom rückwärtsgewandten akademischen Ballast zu befreien und zu den Wurzeln des Daseins zurückzufinden. In seiner Geburtsstadt Krefeld traf er auf eine aufgeschlossene Kunstszene mit engen Verbindungen zur belgisch-französischen Avantgarde. Sie führte 1902 zu einem mehrjährigen Aufenthalt Nauens in der abgelegenen Künstlerkolonie in Sint Martins-Latem in Flandern bei Gent, wo er mit symbolistisch-realistischer Kunst in Berührung kam. 1905 folgte ein mehrmonatiger Studienaufenthalt in Paris zusammen mit seiner Frau, der Malerin Marie von Malachowski. Hier keimte gerade die flächenbetonte farbintensive Malerei der Fauves auf, die für Nauens künstlerische Entwicklung schon bald wichtig wurde. Doch zunächst zogen ihn der Neoimpressionimus und vor allem van Gogh in seinen Bann: Die Begegnung mit dessen Werk kam Nauen einer Offenbarung gleich: »Mir war, als nähme mich ein gleiches Wegs daher gehender Freund bei der Hand und zöge mich eine Strecke mit«A, schrieb er später. Die Auseinandersetzung mit van Gogh bestätigte Nauen in seinem Ausdrucksverlangen und führte ihn zur Klärung seiner malerischen Mittel, besonders zum Einsatz kräftiger klarer Farben und bewegter Linien als Träger seiner Empfindungen.

In Berlin, wo Nauen seit 1906 lebte, wurde der junge Kunsthistoriker und Assistent an der Berliner Nationalgalerie Dr. Walter Kaesbach auf ihn aufmerksam und sein wichtigster Förderer. Er erwab Nauens Grabenden Bauern, der 1912 in der renommierten Interantionalen Sonderbundausstellung in Köln präsentiert wurde. 1922 stiftete Kaesbach das Gemälde zusammen mit seiner umfangreichen Sammlung expressionistischer Kunst seiner Geburtstadt Mönchengladbach, die dafür 1928 ein Museum einrichtete. 1937 wurde diese Sammlung als »entartete« Kunst von den Nationalsozialisten konfisziert. Seither galt der Grabende Bauer als verschollen und war nur in einer unzureichenden schwarz-weiß-Abbildung überliefert. Erst vor wenigen Jahren wurde das Gemälde wiederentdeckt und gilt seither als eines der wichtigsten Werke von Heinrich Nauen.

Klara Drenker-Nagels

Direktorin Museum August Macke Haus, Bonn und Verfasserin des Werkverzeichnisses von Heinrich Nauen

A Zit. n. Edwin Suermondt, »Heinrich Nauen«, Leipzig 1922, S. 6.

Installationsansicht, Städel Museum Frankfurt, “Van Gogh und Deutschland”, Frankfurt 2019

Installationsansicht TEFAF 2020

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