Willi Baumeister

Kessaua statuarisch
1954

Willi Baumeister, Kessaua statuarisch
© VG Bild-Kunst, Bonn

Öl mit Kunstharz auf Hartfaser

65 × 81 cm

Signiert und "2 54" datiert sowie rückseitig nochmals signiert, datiert und betitelt

Werkverzeichnis Beye/Baumeister 2002 Nr. 1900; Werkverzeichnis Grohmann 1963 Nr. 1443

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Provenienz

Privatsammlung Hannover; Galerie Gunzenhauser, München; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (seit 1996)

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Meisterwerke", Düsseldorf 2020
  • Galerie Ludorff, "40 Jahre 40 Meisterwerke", Düsseldorf 2015
  • Galerie Ludorff, "Formen der Abstraktion", Düsseldorf 2015
  • Galerie Neher, "Deutsche Kunst in den 50er und 60er Jahren", Essen 1988
  • Galerie Gunzenhauser, "Willi Baumeister. Ölbilder, Handzeichnungen", München 1986
  • Kestner-Gesellschaft, "Willi Baumeister", Hannover 1956
  • Kunstverein Hannover, "116. Frühjahrsausstellung", Hannover 1954
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Meisterwerke", Düsseldorf 2020, S. 22
  • Peter Beye/Felicitas Baumeister, "Willi Baumeister. Werkkatalog der Gemälde", Bd. II, Ostfildern 2002, Nr. 1443
  • Galerie Neher, "Deutsche Kunst in den 50er und 60er Jahren", Ausst.-Kat., Essen 1988, S. 24
  • Galerie Gunzenhauser, "Willi Baumeister. Ölbilder, Handzeichnungen", Ausst.-Kat., München 1986, Nr. 23
  • Galerie Gunzenhauser, "Lagerkatalog 3", München 1979, S. 54
  • Will Grohmann, "Willi Baumeister – Leben und Werk", Köln 1963, Nr. 1443
  • Kestner-Gesellschaft, "Willi Baumeister", Ausst.-Kat., Hannover 1956, S. 29, Nr. 64
  • Kunstverein Hannover, "116. Frühjahrsausstellung", Ausst.-Kat., Hannover 1954, S. 11, Nr. 12

Das Schwarz ist farblos – zugleich alle Farben und keine. In Kessaua statuarisch dominieren schwarze Formen die Bildfläche. Drum herum schließen sich Linien und kleinere Formen verschiedenster Farben an. Die Gebilde erinnern an Figuren. Sie scheinen dem Betrachter zugewandt, jeweils eine Hand zum Gruß erhoben, wie dekonstruierte oder fantastische Gebilde, uns anzublicken.

Willi Baumeister entwickelt über Jahrzehnte hinweg eine Bildsprache, die sich am Figürlichen orientiert, aber nichts abbilden soll. Unser Gemälde von 1954 entstand dem Spätwerk Baumeisters und der Werkgruppe »Kessaua«.

Zur Benennung der Serie schreibt Baumeister am 25. 11. 1953 in einem Brief an den Hannoveraner Sammler Gustav Grobe: »Der Titel ›Kessaua‹ ist zum größten Teil aus klanglichen Vorstellungen entstanden (…) blaugrün erinnert an glasierte Kacheln, die im persischen Raum auftreten. ›aua‹ hat Beziehungen zu afrikanischen Namen.«A

Zeit seines Schaffens ist Baumeister an außereuropäischen Kulturen, dem Fernen Osten, den präkolumbischen und afrikanischen Künsten interessiert. In steter Auseinandersetzung mit dem Menschenbild gewinnt Baumeister eine eigene Formensprache. Die strikte Trennung zwischen figürlicher und abstrakter Darstellung ist ihm nicht so wichtig. Vielmehr setzt er sich mit Formen, Farbe und Materialität auseinander. Auf der Suche nach der Grundlage der Kunst steht die Beziehung zwischen Wirklichkeit und Abbild ganz oben. Baumeister möchte nicht die Erscheinung der Natur nachahmen, sondern das Wesentliche von Naturprozessen und menschlicher Welterfahrung im Malakt schaffen.

Als einer der bedeutendsten Maler der deutschen Avantgarde der späten 1940er und 1950er Jahre sucht Baumeister das Unbekannte durch die Kunst zu schaffen. Während der Diffamierung unter den Nationalsozialisten und dem auferlegten Arbeitsverbot schreibt der Künstler seine theoretische Abhandlung über die abstrakte Kunst »Das Unbekannte in der Kunst«. Das Unbekannte sei für Baumeister das Geheimnis der Schöpfungsart – wenn ein Kunstwerk von nichts abgeleitet sei, interpretiere es die Urkraft des Schaffens.

Genau dieses Zusammenspiel der theoretischen Überlegungen, dem Interesse der außereuropäischen Völker und Kulturen und der Auseinandersetzung von Farbe, Form, Materialität sowie dem schmalen

Grat zwischen der Abstraktion und figürlichen Darstellung machen Willi Baumeisters Werke zu großartigen, zeitlosen, aktuellen Zeugnissen. Noch heute ist das Gemälde spannend anzusehen, es ist erfreulich durch die bunte und lockere Anordnung der Farben und Formen, es regt an zum Fantasieren und Nachdenken über das Dargestellte und das, was um uns herum existiert, mal da gewesen ist oder kommen wird.

Juliana Gocke

Galerie Ludorff

A Zit. nach Peter Beye/Felicitas Baumeister, »Willi Baumeister. Werkkatalog der Gemälde«, Bd. II, Ostfildern 2002, S. 750.

Über Willi Baumeister

Willi Baumeister setzte sich mit seiner Kunst und seinen Schriften maßgeblich für die Abstraktion und die Wiederanerkennung der deutschen Moderne nach 1945 ein.

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