Magie der Farben

22. September 2013 11. Januar 2014

Galerie Ludorff Königsallee 22 Düsseldorf

Christian Rohlfs. Magie der Farben

„Ich lasse Alles gelten“, kommentiert Christian Rohlfs (1849-1938) seine künstlerische Praxis, die sich prägend mit den Avantgarden des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts auseinandersetzt. Kaum ein anderer Künstler seiner Zeit experimentiert so intensiv mit den Stilrichtungen seiner Zeit wie etwa dem Impressionismus, dem Pointilismus und dem Expressionismus ohne sich selbst und seinem bildnerischen Dialog dabei je untreu zu werden.

Seine künstlerische Laufbahn beginnt äußerst tragisch: Als 14-Jähriger stürzt Christian Rohlfs von einem Apfelbaum und beginnt im zweijährigen Krankenlager zu zeichnen. Dort wird sein Talent entdeckt und er erhält eine Stelle bei der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar. Doch schon nach drei Jahren muss er sein Kunststudium unterbrechen, sein rechtes Bein hat sich in Folge des Sturzes chronisch entzündet und wird amputiert. Nach einer Genesungszeit nimmt Rohlfs sein Studium wieder auf und arbeitet ab 1884 als freischaffender Künstler im idyllischen Weimar. Von dort wechselt er in die Industriestadt Hagen, wo ihm 1930 sogar ein eigenes Christian-Rohlfs-Museum (heute Osthaus Museum) gewidmet wird.

„Seine Malerei ist Musik der Farben. Jeder Ton, jedes Verhältnis zweier Töne entwickelt Reize. Seine Ausschnitte sind so gewählt, daß Mengen und Gegensätze der Farben im Gleichgewicht stehen. Auch die Linien sind vor allem Grenzen für Farbkomplexe und nur selten, wie zufällig, Mittel einer Raumsuggestion... Seine Art, die Kunst in der Natur zu sehen, ist eigenartig, seine Weise sie ‚herumzureißen’, immer selbstständig. (...) Seine Bilder werden nicht ergrübelt und erklügelt; hat das Auge sich festgesogen an der Natur, so vollendet die Hand oft in wenigen Stunden die Niederschrift. Was in den Stunden der Weihe vor dem Bilde der Natur nicht vollendet wird, bleibt unvollendet für immer. Und das ist es, was den Wert seiner Schöpfungen ausmacht: aus heiligem Rausche geboren heben sie die Seele des Betrachters ins Reich der Schönheit empor...“

zitn. nach Karl Ernst Osthaus, aus: Die Rheinlande, Jg. 5/1905, H. 3, S. 102-104.

Seine Werke reisen schon damals zu zeitgenössischen Ausstellungen von Antwerpen bis Wien und von Paris bis New York. Auch Rohlfs reist viel und gerne zu den Kunstzentren seiner Zeit, um sich vom künstlerischen Fortschritt inspirieren zu lassen. Die intensive Beschäftigung mit den internationalen künstlerischen Avantgarden spiegelt sich in seinem Werk, das sich bis zum Lebensende hin kontinuierlich verändert und steigert.

Mit Emil Nolde ist Christian Rohlfs sicherlich einer der bedeutendsten Blumenmaler der deutschen Kunst im 20 Jahrhundert. Die Motive fand er in seinem eigenen Garten bzw. in denen seiner näheren Umgebung. In dieser Ausstellung der Galerie Ludorff finden wir neben den bereits erwähnten Narzissen und Päonien auch Rosen, Tulpen, Mombretien, Magnolien, Blumenrohr bzw. Canna und Amaryllisblüten.

Tayfun Belgin

Experimentierfreudig und einfallsreich nutzt Rohlfs bis ins hohe Alter unterschiedliche Materialien und probiert neue Techniken aus. Ihn interessiert dabei vor allem das Wesen der Dinge. So wischt Rohlfs in seinem Spätwerk zuvor aufgetragene Farbschichten partiell wieder ab, löscht diese also gezielt aus. Er trägt dann neue Farbe auf, um noch radikaler im Wasserbad oder gar mit einer Drahtbürste die Bildoberfläche so lange zu bearbeiten, bis die Blätter eine luzide Wirkung erhalten. Auf diese Weise entmaterialisiert Rohlfs den Bildgegenstand und verleiht seinen Spätwerken eine einzigartige, auratische Wirkung.

Christian Rohlfs. Magie der Farben

Die Galerie Ludorff in Düsseldorf widmet diesem wichtigen deutschen Maler des Expressionismus anlässlich seines 75. Todesjahres eine umfassende Einzelschau. Rund 30 - teils großformatige - Meisterwerke auf Papier geben Einblick in das Spätwerk von Rohlfs, das zweifelsohne als Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens gilt.

Über Christian Rohlfs

Christian Rohlfs begann seine künstlerische Laufbahn als Historien- und Landschaftsmaler. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus.

Gezeigte Werke
Ausstellungskatalog
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