Carl Hofer

Mädchenbildnis
1944

Carl Hofer, Mädchenbildnis

Öl auf Leinwand

42 × 36 cm

Signiert mit dem Monogramm und "44" datiert

Werkverzeichnis Wohlert/Eisenbeis 2008 Nr. 1764

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Provenienz

Privatsammlung London (1944 direkt beim Künstler erworben); Sammlung Erich Furler, Frankfurt/Main; Privatsammlung Norddeutschland

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Meisterwerke", Düsseldorf 2020
  • Galerie Ludorff, "Muse & Modell", Düsseldorf 2014
  • Frankfurter Kunstverein, "Moderne Malerei, Frankfurter Privatbesitz", Frankfurt am Main 1963
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Meisterwerke", Düsseldorf 2020, S. 98
  • Galerie Ludorff, "Muse & Modell", Düsseldorf 2014, S. 43
  • Karl Bernhard Wohlert/Markus Eisenbeis, "Karl Hofer. Werkverzeichnis der Gemälde", Bd. II, Bonn 2008, Nr. 1764
  • Kuratorium kulturelles Frankfurt (Hg.), "Moderne Malerei – Frankfurter Privatbesitz", Ausst.-Kat. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main 1963, Nr. 31

In den frühen 1920er Jahren entwickelt Karl Hofer mit einem der Neuen Sachlichkeit nahestehenden Formenvokabular eine unverwechselbare Bildsprache. Bis Mitte der 1940er Jahre bestimmt sie sein künstlerisches Schaffen. In diesem Zeitraum wendet er sich insbesondere den Bildnissen von Mädchen und jungen Frauen zu, in denen er ein von klassischer Idealität und Würde geprägtes, allgemeingültiges Menschenbild auszudrücken sucht.

Dieses zeigt sich auch in unserem Mädchenbildnis von 1944. Hofer gibt die Dargestellte in einem unbestimmten Raum wieder und verzichtet zudem auf jegliches erzählerische Detail, das auf Zurückliegendes oder Zukünftiges verweisen könnte. Auch deutet er weder in der Wiedergabe der Mimik noch Gestik die Gefühlslage des Mädchens an. So blickt das Mädchen völlig ruhig und in sich gekehrt mit seinen großen Augen aus dem Bild, ohne jedoch Kontakt mit uns zu suchen. Auf diese Weise enthebt der Maler es der Außenwelt. Und indem er hier einen ganz nahen Ausschnitt wählt, konfrontiert er uns im direkten Gegenüber mit dem Westlichen. Zu diesem Motiv seiner in sich versunkenen Figuren schreibt Hofer: »Was nun den speziellen Fall des Seelenspiegels betrifft, so muß ich Ihnen bekennen, daß es eben in meinem Wesen begründet sein muß, daß Sie eine solche in meinen Darstellungen nie erblicken; es liegt ebensowenig in meiner Hand es anders zu machen, als es in meiner Hand lag, das zu werden, was ich bin. Derartige anscheinende Äußerlichkeiten hängen tiefer mit dem Menschlichen im Künstler zusammen, als Sie glauben. (...) Geöffnete, den Beschauer anblickende Augen sind in meinen Augen geradezu eine Schweinerei, abgesehen davon, daß sie ein Bild als solches ruinieren. (...) Meine Figuren dagegen verharren völlig in Ruhe, für sie existiert kein Beschauer, also schauen sie ihn auch nicht an.«A Und dennoch, oder gerade deswegen, werden wir von diesem Mädchen angezogen und versuchen, seine geheimen Gedanken zu entschlüsseln.

Das Gemälde ist ein wunderbares Beispiel für Hofers einzigartig entrückten Mädchenbildnisse, die zu seinen eindringlichsten Werken gehören. In ihnen sucht er immer wieder, subtil die allgemeine Beseeltheit des Menschen zu veranschaulichen. Dabei gelingt es ihm, Distanz zu schaffen und doch den Blick in das Innere zu öffnen. Dieser gibt uns die Möglichkeit zur Meditation – über unsere eigenen Gedanken und Empfindungen sowie über unser Dasein jenseits der Betriebsamkeit unserer Zeit.

Barbara Töpper

VAN HAM Art Publications GmbH

A Hofer an Theodor Reinhart, Rom 27. Januar 1905, zit. nach Feist: Hartwig Garnerus, »Karl Hofer (1878 – 1955) Exemplarische Werke Sammlung«, Ausst.-Kat. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Staatsgalerie moderner Kunst München, Heidelberg 1999, S. 33.

Über Carl Hofer

Carl Hofer bahnte sich - ausgehend von der klassisch realistischen Malerei - als Schüler bei Hans Thoma seinen Weg hin zur ungeschönt realistischen Darstellung.

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