Martin & Brigitte Matschinsky-Denninghoff, Regenbaum II
© Martin Matschinsky-Denninghoff

Messing und Zinn

40 cm

Auf der Unterseite "88" datiert, (fälschlicherweise) "Renbaum II" betitelt, "M-D" und "WV 600" bezeichnet

Auflage Unikat

Werkverzeichnis Költzsch 1992 Nr. 600

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Provenienz

Atelier der Künstler; Galerie Gertrud Dorn, Stuttgart (1992); Privatsammlung Stuttgart

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Nach der Natur", Düsseldorf 2017
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Nach der Natur", Düsseldorf 2017, S. 52
  • Georg W. Költzsch/Annette Schwarz (Hg.), "Matschinsky-Denninghoff. Monographie und Werkverzeichnis der Skulpturen", Köln 1992, Nr. 600

In nahezu unbegrenzten und beliebig variierbaren Dimensionen und Formaten nehmen die metallenen Skulpturen des Künstlerehepaares Matschinsky-Denninghoff den sie umgebenden Raum ein. Die dynamisch aufgelösten, plastischen Körper unterliegen dabei stets einer über die Jahre hinweg gefestigten, technischen wie formal­ästhetischen Gesetz- bzw. Regelmäßigkeit. Sie bilden eigene Räume, in denen sie sich entfalten und mit denen sie gleichsam eine unauflösbare Symbiose einzugehen scheinen. Seit 1955, dem Jahr ihrer Hochzeit, eröffnen die aus Linie, Stab und Röhre zusammengesetzten Metallskulpturen von Brigitte Meier-Denninghoff und Martin Matschinsky eindringliche Durchblicke und bewegte Ansichten.

Brigitte Meier-Denninghoff postuliert schon früh, dass sie sich ihrem Verständnis von Natur nicht über naturwissenschaftliche Lehren, sondern allein über die Kunst nähern könne.1 Nach ihrem Studium in Berlin und München assistiert sie ab 1948 dem englischen Bildhauer Henry Moore und wird 1949 zur Mitbegründerin der Künstlergruppe »ZEN 49«, deren Mitglieder nach dem Zweiten Weltkrieg die »Stunde Null« innerhalb der modernen Kunstbewegung propagieren – sich der Verbreitung der Gegenstandslosigkeit und deren erneuernden Kräfte verpflichten. Martin Matschinsky, ehemaliger Soldat und physisch wie psychisch nahezu unversehrter Rückkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft,2 entfaltet sich zunächst als Schauspieler – verwirklicht seine auf das denkende Subjekt bezogene Weltanschauung (inspiriert durch den deutschen Philosophen Rudolf Steiner) aber erst nach dem Kennenlernen seiner späteren Ehefrau: »Daß [sic!] Antworten nur auf dem schöpferischen Gebiet zu suchen sind, war schon früh meine Überzeugung.«3 Ihre Begegnung mit Antoine Pevsner in Paris, unter dessen vom Konstruktivismus geprägten Kunst- und Architekturraumauffassung Brigitte Denninghoff von 1949 bis 1950 studiert, besiegelt ihre Zusammenarbeit und gemeinsame künstlerische Orientierung.

Reich an komplexen Ideen und künstlerischen wie geistigen Einflüssen, formieren sich die Eheleute erst 1970 öffentlich zu dem heute allseits bekannten Duo »Matschinsky-Denninghoff«, deren industrieller Stil zur unverkennbaren Handschrift wurde. Ihre Arbeiten sind den Gesetzen der Natur unterworfen, überwinden sie allerdings insofern, als ihre Formvorstellungen sich mithilfe der Technik und Widerstandsfähigkeit der verwendeten Materialien zum raumbestimmenden Objekt emanzipieren, die jegliche Grenzen der Schwerkraft zu durchbrechen scheinen, sodass deren Gültigkeit infrage gestellt, gar negiert wird. Dass sich die aneinander gelöteten Messing­drähte in »Regenbaum II« zu einem geschlossenen, dynamisch gekrümmten Stamm bündeln und sich kurz vor dem Scheitel der dreieckig konzipierten Figur in schmale, bewegte und auseinanderstrebende Linien auflösen, wirkt organisch und beinahe natürlich. Dass Assoziationen an einen sich in rauschende Wasserfäden verästelnden, sich silbrig-glänzend ergießenden Baum geweckt werden, der sich in zwei konkurrierende Pole spaltet und somit eine unverrückbare Einheit mit seinem Grund eingeht, eröffnet nicht nur einen innerskulpturalen Dialog. Sondern bannt auch den Betrachter in einen spannungsvollen Austausch mit der ästhetisch sichtbar gemachten Widersprüchlichkeit zwischen Offen- und Geschlossenheit, Gravitation und Schwerelosigkeit.

1 Vgl. Georg W. Költsch, »Matschinsky-Denninghoff. Monographie und Werkverzeichnis der Skulpturen«, Köln 1992, S. 15.

2 Vgl. ebd., S. 16.

3 Ebd., S. 17.

Über Martin & Brigitte Matschinsky-Denninghoff

Das Künstlerpaar Martin & Brigitte Matschinsky-Denninghof wurde bekannt mit ihren der Leichtigkeit verpflichteten Skulpturen. Ihre Arbeiten wirken wie Zeichnungen im Raum, die die ästhetisch sichtbar gemachten Widersprüchlichkeiten zwischen Gravitation und Schwerelosigkeit exemplarisch darstellen.

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