Ewald Mataré

Stehende Kuh – Maulwurfskuh
ca. 1936

Ewald Mataré, Stehende Kuh – Maulwurfskuh
© VG Bild-Kunst, Bonn

Bronze

6,7 × 11,4 × 4,8 cm

Signiert mit dem Monogramm unter dem Bauch

Auflage Laut Werkverzeichnis sind 7 Exemplare bekannt

Werkverzeichnis Schilling 1994 Nr. 120

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Provenienz

Privatsammlung Niederrhein

Ausstellungen
  • Stedelijk Museum/Rijksmuseum Twenthe, "Mataré", Amsterdam/Enschede 1964
  • Kaiser Wilhelm-Museum, Krefeld 1937
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Skulptur I", Düsseldorf 2015, S. 74
  • Sabine Maja Schilling, "Ewald Mataré – Das plastische Werk: Werkverzeichnis", Köln 1994, Nr. 120, S. 181
  • Stedelijk Museum Amsterdam/Rijksmuseum, "Mataré", Ausst.-Kat., Amsterdam/Eschede 1964

Die Dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts stehen unter keinem guten Stern für die Kunstschaffenden in Deutschland. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird das Kunst- und Kulturleben unterdrückt. Auch der Künstler Ewald Mataré hat unter der Situation zu leiden. 1932 wird Mataré an die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf berufen und schon ein Jahr später, ohne nähere Angaben, von seinem Amt freigestellt. Er darf zwar weiter arbeiten und erhält kein Ausstellungsverbot, aber er kapselt sich von der Außenwelt ab und lebt wie viele Künstler seiner Zeit außerhalb aller politischen Aktivitäten, zurückgezogen in einer „inneren Emigration“.

Mit Aufträgen aus der Kirche und von einigen wenigen Privatpersonen gelingt es Mataré, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Herstellung und Verarbeitung sämtlicher Güsse übernimmt er selbst, angefangen bei der Verschleifung der Gussstege bis hin zur Ziselierung der Stücke.

Inhaltlich reizt den Künstler vor allem die Darstellung der Tiere, die es ihm erlauben, sich fernab jedweder ideologischen Diskussion vollständig auf die reine Form zu konzentrieren. Das wichtigste Tier im Werk Matarés überhaupt ist die Kuh, die der Künstler vor allem in den Sommermonaten zunächst in Holz, dann auch in Bronze festhält. 1936 verbringt Mataré den Sommer in Kappeln an der Schlei, im Norden Deutschlands, fernab vom Alltag und den Sorgen. „Am 3. des Monats bin ich aufgebrochen, um hier an der Ostseeküste etwas zum Aufenthalt zu finden. Ich war in Folshöft, das brauchbar war, aber keinen Platz für mich hatte. Dies Land ist stilvoll, die herrlichen Wiesen mit den braunen Kühen ist von einem besonderen Eindruck und ich glaube, sicher dort etwas zu Wege gebracht zu haben, wenn ich genügend Zeit gehabt hätte. […] Seit langer Zeit beschäftigen mich bei der Kuh neben der Form auch die Flecken, die, wie ich erkannte, keineswegs willkürlich auf dem Tier verlaufen. Gelingt es mir nun auch, die Flecken (schwarz und weiß) einzuordnen, so kann ich damit sicherlich eine Steigerung auch des formalen Ausdrucks erreichen, denn wenn sie nicht selbstständig, sondern von der Form abhängig sind, so müssen sie auch wieder eingeordnet das Ganze unterstreichen, [ …]“.1) In dieser Sommerzeit kreiert Mataré unsere kleine stehende Kuh, deren warme, goldbraune Patina den Betrachter dazu verführt, die Figur immer wieder anfassen zu wollen. Mit allen vier Hufen steht das Rind fest auf der Plinthe. Der trapezförmige Körper zieht sich vom Tierwedel bis hin zum Haupt, das mit zwei kleinen spitzen Hörnern gekrönt ist. Die Namensgebung unserer Plastik rührt wohl von der Form der Hörner und der Schnauze her, die dem Erscheinungsbild des Kopfes eines Maulwurfs sehr nahe kommt.

Mataré löst sich nie vom Naturvorbild, zielt aber in seinen Tierplastiken auf eine größtmögliche Abstraktion: „[…] Vor allem ist es der plastische Ausdruck von Kopf und Hörnern, der […] als ein plastisches Ganzes zusammengefasst werden soll, wie ich überhaupt nun mehr beginnen kann, eine Zusammenfassung des ganzen Tieres, einer Art Komposition der einzelnen wesentlichen Teile anstrebe, ich rücke dabei äußerlich von der Natur ab, komme ihr aber darum auch wieder näher, weil ich gewissermaßen nur immer mehr vom Detail abstrahiere und alles Unwesentliche unbeachtet lasse.“2)

Die Kuh wird zum Symboltier des herausragenden plastischen Schaffens des rheinischen Künstlers. Ewald Mataré bleibt in allen seinen formalen Experimenten dem Körper des Geschöpfes treu.

Anmerkungen.:

1) Ewald Mataré, „Tagebücher“, Köln 1973, S. 135.

2) Ebenda, Eintrag vom 26. Mai 1927, S. 89.

Über Ewald Mataré

Ewald Mataré skulpturales Werk ist gekennzeichnet von der Suche nach der Form des Wesentlichen. In der Reduktion und Abstraktion der gegebenen Form, findet er den Ausdruck des Elementaren und des Zeichenhaften, welches sich unter der Oberfläche verbirgt.

Weitere Werke
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