Fritz Winter

Ohne Titel
1959

Fritz Winter, Ohne Titel
© VG Bild-Kunst, Bonn

Tempera und Gouache auf Papier

17,4 × 24 cm

Signiert, "59" datiert und "für Georg" (Meistermann) bezeichnet

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Provenienz

Atelier des Künstlers; Privatsammlung Georg Meistermann

Ausstellungen
  • Heinrich Neuy Bauhaus Museum, "Fritz Winter- Ingrid Kreytenberg", Steinfurt-Borghorst 2015
  • Galerie Ludorff, "Fritz Winter Zum 25. Todestag", Düsseldorf 2001
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Fritz Winter 1905-1976. Zum 25. Todestag", Düsseldorf 2001, 30

In den ausklingenden Fünfziger und frühen Sechziger Jahren widmet sich Winter zahlreichen Arbeiten auf Papier. Nach persönlichen Schicksalsschlägen und krankheitsbedingter künstlerischer Untätigkeit findet er in diesen kleinformatigen Ölbildern zu neuer Schaffenskraft und Inspiration. Dabei ist das Kleinformat nur im Einzelfall als Kompositionsskizze für eine spätere Übertragung auf die größere Leinwand zu begreifen. Es steht vielmehr ebenbürtig neben dem großen Format, ersetzt dieses in jener Zeit und ist eine gültige Ausdrucksform der inneren Befindlichkeit des Künstlers.

In der hier vorliegenden Arbeit „Ohne Titel“ von 1959 vollführt Winter vor einem hellen Hintergrund zunächst schwungvoll mehrere hellbraune Pinselzüge auf dem Papier. Breit gesetzt, verweist er damit auf die energetische Kraft seiner Zeichenschwünge. In einem gleichermaßen lockeren Malgestus fügt Winter der Komposition mehrere schwarze sowie weißblau leuchtende Strukturen hinzu.

In einigen Partien sind die Farbstrukturen deckend aufgetragen, teilweise schimmert jedoch die überlagerte Farbbahn durch. Die Artikulation des im Raum Schwebenden findet darin ihre Umsetzung. Ein Umstand, der zudem dadurch verstärkt wird, dass Winter den Bildträger nicht ausmalt, sondern vielmehr den hellen Papierton in den Bildaufbau einbezieht. Auf diese Weise können sich die Gebilde frei und losgelöst im luftigen Umgebungsraum bewegen. Dennoch erweisen sich die schwarzen Zeichen in der Komposition als dominant. Ihre beherrschende Rolle kommt auch darin zum Ausdruck, dass sie als Rahmengerüst fungieren, in welches alles andere eingesponnen ist. Durch die Überlagerung und das Verweben der Formen entsteht eine starke dreidimensionale Wirkung; vollzieht sich die von Winter angestrebte Suggestion des Raumes auf dem Bildträger. Ein roter Punkt sowie einzelne rosafarbene und blaue gerundeten Formen dynamisieren die Komposition. Sie verstärken den räumlichen Charakter, indem sie, als in der Ferne verschwindendes kleines Leuchten oder im Vordergrund aufflammend, dem Gebilde Halt geben.

„[…] ich bin der Meinung, das man die eigenen Formäußerungen darzustellen hat, um damit sein Verhältnis zu einer nicht begreifbaren Umwelt greifbar zu machen, neu zu offenbaren“1), umschreibt Winter die von ihm auf dem Papier geschaffenen Gegenwelten, die aus seiner persönlichen Lebenswelt resultieren und als deren bejahende Utopie zu begreifen sind. Indem Winter der Improvisation, der intuitiven Geste der künstlerischen Handschrift freien Lauf lässt – er greift damit informelle Tendenzen auf – eignet er sich in einem ungegenständlichen Bildkosmos die reale Welt an.

Anm.:

1) Fritz Winter, zit. in: Gabriele Lohberg, „Fritz Winter. Leben und Werk“, München 1986, S. 90.

Über Fritz Winter

Fritz Winter zählte schon zu Lebzeiten zu den bedeutendsten Nachkriegskünstlern Deutschlands. Er entwickelte eine eigenständige, abstrakte Formensprache, die in klassisch ausgewogenen Bildkompositionen stets einen übergeordneten Bezug zur Natur offenbart.

Weitere Werke
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