Konrad Klapheck

Die Ungeduld der Sphinx
1998

Konrad Klapheck, Die Ungeduld der Sphinx
© VG Bild-Kunst, Bonn

Farblithografie auf Velin

Darstellung: 36,5 × 46,8 cm
Blatt: 56 × 71 cm

Signiert, "47/100" nummeriert und "L'impazienza della sfinge" betitelt

Auflage 100 + einige H. C.; Drucker: Peter Bramsen, Paris

Werkverzeichnis Wessolowski 2015 Nr. 39 B

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Provenienz

Privatsammlung Italien

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "KUNST MACHT GLÜCKLICH - Online only", Düsseldorf 2020
  • Kunstfoyer, Versicherungskammer Kulturstiftung, "Konrad Klapheck: Das Graphische Werk", München 2015
Literatur
  • Galerie Ludorff, "KUNST MACHT GLÜCKLICH", Düsseldorf 2020, Nr. 55
  • Tanja Wessolowski, "Konrad Klapheck. Werkverzeichnis der Druckgraphik", in: Siegfried Gohr/Isabel Siben (Hg.), "Konrad Klapheck. Das graphische Werk", Ausst.-Kat., Kunstfoyer, Versicherungskammer Kulturstiftung, München 2015, Nr. 39 B

Während in den 1950er bis 1960er Jahren in Deutschland alles im Zeichen der spirituellen Gesten des Informel steht und in den USA der Abstrakte Expressionismus das Action Painting und die Farbfeldmalerei gefeiert werden, beschäftigt sich Konrad Klapheck bereits seit 1955 mit seinem bis heute zentralen Bildmotiv – mit Maschinen und Gebrauchsgegenständen. Thematisch greift er der Pop-Art vor, die sich auch wenig später zunächst euphorisch und schließlich kritisch und ironisch mit der westlichen Konsum-, Medien- und Alltagswelt auseinandersetzt.

Seine Gegenstände und Maschinen stellt der Künstler in einer scheinbar realistischen Manier dar. Dabei geht es ihm weder darum, die von ihm gewählten Gegenstände, wie etwa Schreib- und Nähmaschinen, Schlüssel, Bügeleisen, Räder oder Telefone heroisierend in ihrer technischen Perfektion darzustellen und ihre Funktionalität anzupreisen. Noch geht es ihm darum, sie in ihrer mittlerweile massenhaft gewordenen Herstellung und ihrem Gebrauch zu beurteilen. Klapheck betrachtet die Gegenstände vielmehr als amorphe Gestalten.1 Er stilisiert und vereinfacht die Maschinen und wählt eine bestimmte Perspektive aus, um ihre Individualität und Spezifität herauszuarbeiten. Die Komposition als solche steht unumstritten im Vordergrund. Die Maschinen werden stark vergrößert in Nahaufnahme dargestellt. Sie füllen oft das gesamte Bildformat aus und werden auf diese Weise dem Betrachter im wahrsten Sinne des Wortes nähergebracht. Der zumeist monochrome und unbestimmbare Hintergrund unterstreicht die geheimnisvolle Atmosphäre.

In unserer Farblithographie »Die Ungeduld der Sphinx« aus dem Jahre 19982 erscheint die Nähmaschine anmutig in der Bildmitte zentriert und im Profil dargestellt. Im unteren Bereich stellt der Künstler das Objekt gegen einen rostschwarzen Hintergrund, der nach oben bald in ein magisches Grün übergeht, das der gesamten Darstellung eine intensive Energie verleiht. Klapheck vermischt bewusst die Genres Stillleben und Portraitdarstellung und kreiert auf diese Weise eine surreal an­­mutende Dingwelt, in der der Nähmaschine anthropomorphe Züge verliehen werden.³ Er spricht ihr sogar einen bestimmten Charakter zu, wenn er sie mit einem floralen Muster schmückt und durch die Profildarstellung bestimmte Gesichts- und Körpermerkmale betont und der »Sphinx« die menschlichen Eigenschaften der Ungeduld zuschreibt.

Dabei kann spekuliert werden, ob sich der Künstler formal und inhaltlich die Tierwelt zum Vorbild nahm oder ob er sich tatsächlich an historischen Darstellungen der Sphinx, einer Hybride aus Löwenkörper und menschlichem Kopf, orientiert haben mag.

1 »[…] Fast jede von ihnen ist eine anspruchsvoll und selbstbewusst auftretende Individualität, scheinbar totes Objekt aus einer Vielzahl gleicher Objekte, der Wirkung nach aber eine persönliches Lebewesen, eingepanzert in seine maschinelle Standardform.« Zit. Werner Schmalenbach »Konrad Klapheck. Objekte zwischen Fetisch und Libido«, in: »Klapheck«, Mailand 2002, S. 66.

2 Unser Blatt geht vermutlich auf das 105 x 135 cm große Ölgemälde »Verhängnis« (1989) aus der Sammlung Alberico Cetti Serbelloni, Mailand zurück. Die Nähmaschine ist vor einem vom Rot ins Gelb übergehenden Hintergrund platziert. Das druckgrafische Experimentieren mit Format und Farbe spricht für Klaphecks Anspruch der idealen Darstellung der Maschine.

3 Der Künstler wählt die Bildtitel selbst. Auffallend ist, dass Klapheck der Nähmaschine häufig eine weibliche Bezeichnung gibt wie »Die gekränkte Braut« (1957), »Die Intrigantin« (1964) oder »Die Supermutter« von 1969/75/94.

Über Konrad Klapheck

Der in Düsseldorf geborene Maler und Grafiker Konrad Klapheck zählt zu den zentralen Vertretern der Neuen Gegenständlichkeit. Bekannt wurde er für seine Darstellungen von Schreibmaschinen, Nähmaschinen und Bügeleisen.

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